Auf dieser Website finden Sie
-
alle relevanten Informationen über die Behandlung des Morbus Fabry
-
mit der Enzymersatztherapie oder
-
mit der Chaperontherapie
-
um besser aktiv entscheiden und handeln zu können.
1. Therapeutische Ansätze bei Morbus Fabry
Bei Morbus Fabry kommt es aufgrund eines defekten Gens zu einem Mangel an α-Galaktosidase A. Das führt zu einer kontinuierlichen Speicherung von Glykosphingolipiden (Globotriaosylceramid, GL-3) in den Lysosomen des vaskulären Endothels und verschiedener Gewebe. Da es sich um eine genetisch bedingte, progredient verlaufende Erkrankung handelt, muss die Morbus Fabry Therapie ein Leben lang erfolgen.1,2
1.1 Enzymersatztherapie bei Morbus Fabry und ihre Vorteile
Seit 2001 ist eine spezifische Enzymersatztherapie mit einer biotechnologisch hergestellten Form der humanen α-Galaktosidase A verfügbar. Das rekombinante Enzym wird regelmäßig i.v. infundiert, um den Mangel an endogenem Enzym auszugleichen. Über den Blutkreislauf erreicht es die Zielzellen, wo es mit Hilfe von Mannose-6-Phosphat-Rezeptoren durch die Zellmembran in die Lysosomen transportiert wird. Dort sorgt es für den Abbau der akkumulierten Glykosphingolipide.3
1.2 Die Chaperontherapie bei Morbus Fabry
Pharmakologisch wirksame Chaperone sollen durch Beeinflussung der fehlerhaften Proteinkonformation deren Restenzymaktivität erhöhen. Sie lagern sich dabei spezifisch an die Zielproteine an, begleiten sie an den Zielort, die Lysosomen, und lösen sich dann wieder von diesen ab. Die Chaperontherapie greift nur bei jenen krankheitsauslösenden Mutationen, die zu einem fehlgefalteten Protein führen. Bei Mutationen, die beispielsweise zu deutlich verkürzten Proteinen führen oder bei denen das Protein komplett fehlt, funktioniert diese Therapieform naturgemäß nicht (non-amenable mutation). Seit 2016 ist eine Chaperontherapie zur Behandlung des Morbus Fabry für Patienten ab 16 Jahre verfügbar, die eine zugängliche Mutation haben und die noch eine ausreichende Nierenrestfunktion besitzen (eGFR ≥30 ml/min/1,73 m2).
1.3 Weitere Behandlungsmöglichkeiten bei Morbus Fabry
Abhängig von der individuellen Ausprägung der Symptomatik können zusätzliche Therapien erforderlich werden.
Adjuvante Therapie bei Morbus Fabry |
|
Symptomatische Begleittherapie1 |
Anpassung der Lebensgewohnheiten an die Erkrankung:
|
Medizintechnische Begleittherapie1 |
|
Schmerztherapie4
|
|
1.4 Therapiemonitoring
Im Rahmen des Langzeittherapie-Monitorings sollten alle betroffenen Organsysteme regelmäßig sorgfältig überwacht und vor allem auch die Herz- und Nierenfunktion engmaschig kontrolliert werden. Ein Biomarker kann Aufschluss über das Ansprechen auf die Enzymersatztherapie liefern.
1.4.1 Organfunktionen
Im Rahmen des Therapiemonitorings sollten insbesondere Niere, Herz und neurologische Parameter regelmäßig erfasst und überwacht werden.
Ein Online-Tool zur Unterstützung des Monitorings des Krankheitsverlaufs ist FASTEX (FAbry STabilization IndEX). Dafür werden 7 wichtige kardiale, nephrologische und neurologische Parameter erfasst und beurteilt und so ein Score ermittelt. Der Verlauf der Scores gibt Auskunft über Krankheitsprogression.5
Mehr zum Online-Tool Fastex erfahren Sie hier: www.fastex.online
1.4.2 Biomarker
Zusätzlich hat sich das lösliche Lyso-GL3 (die deacetylierte Form von GL-3) im Plasma als zuverlässiger Biomarker für die Verlaufskontrolle bewährt.
1.4.3 Fabry-Zentren
Die Einleitung der Therapie und regelmäßige, interdisziplinäre Kontrolluntersuchungen können in einem der auf M. Fabry spezialisierten Zentren erfolgen. Den Kontakt zu einem Expertenzentrum in Ihrer Nähe vermitteln wir gerne auf Anfrage.
1.5 Gibt es bei Morbus Fabry Empfehlungen für eine spezielle Ernährung?
Grundsätzlich kann eine gesunde und ausgewogene Ernährung das Wohlbefinden steigern. Auch Patienten mit Morbus Fabry sollten:
- bei Übelkeit oder Krämpfen lieber häufiger kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen und auf zu fette Nahrungsmittel verzichten
- bei Bluthochdruck oder einer kardialen Beteiligung auf eine salzarme Ernährung achten
- bei Nierenerkrankungen in Rücksprache mit ihrem Arzt auf eine proteinarme Ernährung achten. Manche Patienten entwickeln Probleme hinsichtlich des Kaliumspiegels – hier ist es wichtig, auch diesen im Blick zu halten und auf kaliumarme Lebensmittel zu verzichten.
-
Germain DP. Orphanet J Rare Dis 2010; 5:30
-
Desnick RJ et al. α-Galactosidase A deficiency: Fabry disease. In: C. R. Scriver, A. L. Beaudet, W. S. Sly, D. Valle (Hrsg.): The metabolic and molecular basis of inherited disease. 8. Ausgabe, Verlag McGraw-Hill, 2001,S.3733–3774
-
Migeon BR. J Am Soc Nephrol 2008; 19: 2052-9
-
Fachinformation Fabrazyme, Stand 05/2023
-
Lenders M, Brand E. Mol Genet Metab. 2020; 129:142-149
Header-Foto: ©️ adobestock
MAT-DE-2202170-V1.0-05/2022