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Was ist Neurodermitis?

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Was ist Neurodermitis?

Neurodermitis ist eine chronische – d. h. dauerhaft anhaltende – entzündliche, aber nicht ansteckende Hauterkrankung. Sie tritt meistens in Schüben auf und äußert sich vor allem durch Entzündungen der Haut, die u. a. einen starken Juckreiz hervorrufen können. Die Neurodermitis wird in Fachkreisen auch als atopische Dermatitis, atopisches Ekzem oder endogenes Ekzem bezeichnet. 

Atopisch heißt, man reagiert mit Überempfindlichkeitsreaktionen wie allergischen Reaktionen auf den Kontakt mit ansonst harmlosen Substanzen aus der Umwelt. Die Überempfindlichkeit ist häufig genetisch bedingt.

Dermatitis ist der Überbegriff für eine Entzündungsreaktion der Haut, die mit Juckreiz, Rötung, Schuppung, Schwellung, nässenden Stellen und Verdickung (bei chronischen Verläufen) einhergehen kann.

Neurodermitis in Zahlen

Es juckt, ist gerötet und schuppig – rund 2,2 % der Erwachsenen in Österreich leiden unter atopischer Dermatitis. Bis zu 20 % aller Kinder sind von der Krankheit betroffen. Die atopische Dermatitis ist damit die häufigste chronisch-entzündliche Hauterkrankung mit steigenden Fallzahlen.1-4

Referenzen

  1. Wolff K, Urbanek R, Konsensuspaper Atopische Dermatitis, März 2006.
  2. Werfel T et al. JDDG 2016; 14 (1): e1 – e75.
  3. Schmitt J et al. Allergy Clin Immunol 2013; 132: 1337 – 47.
  4. Langenbruch A et al. JEADV 2014; 28: 719 – 26

Neurodermitis – Ursachen

Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. Aber klar ist, es handelt sich um keine reine Hautkrankheit, da mehrere Faktoren zur Krankheit und zum Auslösen der Schübe beitragen. Ein Zusammenspiel der folgenden vier Komponenten scheint die Neurodermitis zu begünstigen:

Genetische Veranlagung

In gewissem Maße ist die Veranlagung für Neurodermitis vererbbar.

  • Leidet kein Elternteil an Neurodermitis, besteht ein Erkrankungsrisiko von 5 bis 15 %.
  • Leidet nur ein Elternteil an Neurodermitis, so besteht ein Erkrankungsrisiko von 20 bis 40 %. 
  • Leiden sowohl Mutter als auch Vater an Neurodermitis, liegt das Erkrankungsrisiko für das Kind bei 60 bis 80 %.

https://dha-allergien.de (Deutsche Haut- und Allergiehilfe e. V.) (zuletzt geöffnet: 03/2021)

Störungen der Hautbarriere

Die gesunde Haut bildet eine natürliche Barriere zur Umwelt und sorgt dafür, dass Fremdstoffe wie Bakterien und Schadstoffe nicht ungehindert in den Körper eindringen können. Bei Menschen mit Neurodermitis ist diese Hautbarriere gestört. Als Folge ist die Haut sehr trocken und äußerst empfindlich. Fremdstoffe können leichter in das Innere des Körpers gelangen. Als Barriere ist die Haut in der Lage, Wasser und Fettstoffe zu binden. Derart gut gepolstert bleibt die Haut insgesamt elastisch und trocknet nicht aus. Sie kann ihre Schutzfunktion einschließlich Abwehraufgaben erfüllen.

Dysregulierung des Immunsystems

Die Aufgabe des Immunsystems ist es, den menschlichen Körper vor Fremdstoffen und Krankheitserregern zu schützen. Bei Menschen mit Neurodermitis ist das Abwehrsystem des Körpers aus den Fugen geraten. Infolgedessen reagiert das Immunsystem verstärkt auf harmlose Reize und es kommt zu einer wiederkehrenden Entzündungsreaktion die u.a. die Funktion der Hautbarriere beeinträchtigt.

Einfluss von Umweltfaktoren

Umweltfaktoren sind äußere Faktoren, die das Krankheitsgeschehen beeinflussen können. Im Fachjargon spricht man von Provokationsfaktoren, weil sie das Auftreten der Symptome „provozieren“ können. Diese sind bei jedem Patienten individuell und können sich im Laufe der Zeit auch verändern.

Umweltfaktoren oder äußere Einflüsse, die sich negativ auf den Verlauf der Neurodermitis auswirken können, sind:

  • Falsche oder übermäßige Hautreinigung (z. B. häufiges Duschen bzw. Gebrauch von Seifen, Pflegeprodukten mit Duft- und Konservierungsstoffen)
  • Zigarettenrauch und Umweltschadstoffe (z. B. Abgase)
  • Kratzende Kleidung (z. B. aus Wollfasern oder Synthetikstoffen)
  • Klima (z. B. geringe Luftfeuchtigkeit in Räumen durch Heizungsluft)
  • Stress (z. B. Lärm, Leistungsdruck)
  • Allergene (z. B. Pflanzenpollen, Tierhaare)
  • Infektionen (z. B. durch Viren, Bakterien oder Pilze)

Symptome der Neurodermitis

Das Krankheitsbild der Neurodermitis kann variieren und sich in der Ausprägung der Symptome deutlich unterscheiden. Das Spektrum reicht dabei von milden, symptomarmen Formen bis hin zu schweren Verlaufsformen, bei denen eine ununterbrochene intensive Therapie notwendig ist. Etwa jeder zweite Patient ist von einer mittelschwer bis schwer ausgeprägten Neurodermitis betroffen. All diese Hautveränderungen sind meist von starkem Juckreiz begleitet. Die Lage der betroffenen Bereiche kann sich im Verlauf der Erkrankung verändern und ist häufig vom Alter des Betroffenen abhängig. 

Der Juck-Kratz-Kreislauf

Neurodermitis ist gekennzeichnet durch Entzündungen der Haut, die sich äußerlich durch Hautveränderungen zeigen.

Betroffene Hautstellen sind trocken, gerötet und jucken.

Da die Erkrankung schubförmig verläuft, kann es Phasen geben, in denen die Haut nahezu gesund erscheint, und Phasen, in denen die stark juckenden, entzündeten Stellen das Hautbild bestimmen. Patienten im akuten Schub sind häufig in einem Teufelskreis aus Jucken und Kratzen gefangen. Das Kratzen der juckenden Haut verschafft aber nur für einen kurzen Moment Linderung. Langfristig fügt man der Haut nur noch mehr Verletzungen zu, die in der Folge zu weiteren Juckreizattacken führen.

Diagnose

Die Diagnose Neurodermitis wird in der Regel durch einen Hautarzt (Dermatologen) gestellt. Neben einer körperlichen Untersuchung stellt er auch Fragen zur familiären Krankheitsgeschichte. Denn wie bei allen atopischen Erkrankungen liegt der Neurodermitis eine genetische Veranlagung zugrunde. Bei der körperlichen Untersuchung wird die Haut gründlich unter die Lupe genommen und ein besonderes Augenmerk auf Ekzeme gelegt. Die Lage und das Aussehen der Ekzeme führen zusammen mit der Krankengeschichte in der Regel schnell zur richtigen Diagnose. 

Oftmals wird auch eine Blutuntersuchung durchgeführt, um die Diagnose zu bestätigen. Ein anschließender Allergietest kann sinnvoll sein. Die Ergebnisse des Tests können dazu dienen, die individuellen Faktoren – sogenannte Provokationsfaktoren– zu identifizieren. 

Wie wird Neurodermitis behandelt

Neurodermitis ist eine individuell sehr unterschiedlich ausgeprägte Hauterkrankung. Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Symptome und muss in enger Zusammenarbeit mit einem Dermatologen abgestimmt werden, um das optimale Behandlungsergebnis zu erreichen.

Die richtige Behandlung kann mehr verändern als nur eine Neurodermitis

Neurodermitis ist eine sehr individuelle Erkrankung. Deshalb gibt es auch nicht nur eine mögliche Therapie der Neurodermitis. Es gibt verschiedene Behandlungsoptionen, die mit einem Dermatologen besprochen werden sollten, um gemeinsam ein geeignetes, langfristiges Therapiekonzept zu finden.

Basistherapie

Die Basistherapie ist eine tägliche Hautpflege, die aus einer topischen (äußerlichen), nichtmedikamentösen Therapie besteht. Die entsprechenden Substanzen werden direkt auf die Haut aufgetragen, um diese mit Feuchtigkeit zu versorgen.1

Emollienzien, das sind feuchtigkeitsspendende Substanzen wie Salben, Cremes, Lotionen oder Badezusätze, schützen die Haut vor dem Austrocknen, indem sie eine Barriere bilden, die die Feuchtigkeit zurückhält.1,2 So lindern sie juckende, trockene Haut und verringern das Infektionsrisiko.2 Sie können für alle Menschen mit Neurodermitis hilfreich sein, unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung und auch begleitend zu anderen Behandlungsmaßnahmen.3,4

  • Emollienzien sorgen für eine konstante Feuchtigkeitsversorgung der Haut, wenn sie mindestens zweimal täglich aufgetragen werden.3 Sie wirken am besten auf nicht entzündeter Haut. Daher ist es wichtig, sie auch dann aufzutragen, wenn Du gerade keine sichtbare Entzündung hast.1,4
  • Emollienzien behandeln lediglich Symptome der Neurodermitis (z. B. trockene, schuppige, juckende Haut), nicht aber die zugrunde liegende Entzündung.1,2
  • Geeignete Hautpflegeprodukte können in der Drogerie und in der Apotheke erworben werden.

Quellen:

  1. Wollenberg A et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2018; 32:657–682
  2. National Eczema Society. Emollients factsheet. 2018. Abrufbar unter: eczema.org/wp-content/uploads/Emollients-Oct-18-1.pdf (Abgerufen im Mai 2021)
  3. Ring J et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2012; 26:1045–1060
  4. Wollenberg A et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2018; 32:850–878

Äusserliche anzuwendende (topische) Glukokortikoide

Die topischen Glukokortikoide sind eine Gruppe von Medikamenten, die in verschiedenen Formen, z. B. als Cremes und Salben, erhältlich sind und direkt auf die Haut aufgetragen werden, um die mit Neurodermitis verbundenen Entzündungen und den Juckreiz zu verringern.1

Topische Glukokortikoide, besser bekannt als Kortison, werden oft als eine der ersten Behandlungsmaßnahmen verschrieben, wenn eine Neurodermitis neu diagnostiziert wird.2,3 Es gibt sie in unterschiedlichen Stärken, sodass die Behandlung auf die Schwere Ihrer Neurodermitis zugeschnitten werden kann.3

Topische Glukokortikoide werden üblicherweise direkt auf die betroffenen Hautbereiche aufgetragen.2,4 Besprechen Sie aber vorher mit Ihrem Dermatologen, wie Sie dabei vorgehen sollten. 

  • Topische Glukokortikoide zählen zu den entzündungshemmenden Behandlungen für Erwachsene und Kinder mit Neurodermitis. Sie werden seit ca. 60 Jahren eingesetzt, um entzündliche Hauterkrankungen und Juckreiz zu lindern.3
  • Topische Glukokortikoide werden auf die Hautstellen aufgetragen, die von Neurodermitis betroffen sind, und helfen, die Entzündung in diesen Bereichen zu verringern.3
  • Topische Glukokortikoide werden nicht für die Langzeitanwendung und die Anwendung auf sensiblen Hautarealen empfohlen; bei kurzzeitiger richtiger Anwendung sind Nebenwirkungen selten.3
  • Die häufigste Nebenwirkung von topischen Glukokortikoiden ist ein leichtes Brennen beim Auftragen, das aber bei den meisten Menschen weniger wird, je mehr die Haut sich an die Behandlung gewöhnt.1
  • Von Ihrem Dermatologen erfahren Sie, wie oft Sie Ihr topisches Glukokortikoid auftragen sollten, denn je nach Schwere der Neurodermitis werden diese in unterschiedlicher Stärke und Häufigkeit angewendet.3

Quellen:

  1. NHS. Topical corticosteroids. 2020. Abrufbar unter: nhs.uk/conditions/topical-steroids/ (Abgerufen im Mai 2021)
  2. Wollenberg A et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2018; 32:657–682
  3. Eichenfield LF et al. J Am Acad Dermatol 2014; 71:116–132
  4. National Eczema Association. Tips for using topical corticosteroids. 2020. Abrufbar unter: nationaleczema.org/tips-for-using-topical-corticosteroids/ (Abgerufen im Oktober 2021)

Äusserliche anzuwendende (topische) Calcineurin-Hemmer

Diese Medikamente wirken entzündungshemmend und immunsuppressiv, indem sie in die Produktion von Substanzen eingreifen, welche an der mit Neurodermitis verbundenen Hautentzündung beteiligt sind.1    

Der Dermatologe wird möglicherweise die Anwendung von topischen Calcineurin-Hemmern besprechen, um die Neurodermitis besser unter Kontrolle zu bringen. Das sind nichtsteroidale Medikamente, die zur Verringerung von Neurodermitis-Symptomen und -Schüben eingesetzt werden und als Salben und Cremes erhältlich sind.2    

Topische Calcineurin-Hemmer können auf betroffene Hautstellen in allen Körperregionen aufgetragen werden, einschließlich des Gesichts und der Genitalien, wo topische Glukokortikoide nicht das bevorzugte Mittel sind.2

  • Calcineurin-Hemmer werden bei Bedarf direkt auf die Haut aufgetragen, um das Entzündungsgeschehen zu verringern.2
  • Sie können ein kribbelndes oder brennendes Gefühl auf der Haut hervorrufen, das etwa eine Stunde andauern kann – eine häufige Nebenwirkung,2,3 die nach wenigen Tagen der Anwendung in der Regel nicht mehr auftritt.3
  • Wenn topische Calcineurin-Hemmer angewendet werden, sollten  Sonnenschutzmittel verwendet werden wenn in die Sonne gegangen wird, um die Haut vor UV-Strahlung zu schützen.3

 

Quellen:

  1. RCHSD. Topical calcineurin inhibitors. 2021. Abrufbar unter: rchsd.org/programs-services/dermatology/eczema-and-inflammatory-skin-disease-center/ treatment/topical-calcineurin-inhibitors/ (Abgerufen im Mai 2021)
  2. National Eczema Association. Prescription topicals. Abrufbar unter: nationaleczema.org/eczema/treatment/topicals/ (Abgerufen im Mai 2021)
  3. Wollenberg A et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2018; 32:657–682

Biologika

Biologika sind eine Gruppe von Medikamenten, die biotechnologisch hergestellt und im Körper anders verarbeitet werden als Medikamente zum Einnehmen (Tabletten) oder Medikamente zur äußeren Anwendung. Zu der Medikamentengruppe der Biologika gehören auch therapeutische monoklonale Antikörper, künstlich hergestellte Eiweißstoffe.

Monoklonale Antikörper können gezielt in körpereigene Mechanismen eingreifen und so das weitere Fortschreiten von krankhaften Vorgängen im Körper verhindern. Sie kommen schon seit Jahren bei verschiedenen Erkrankungen zum Einsatz (z. B. Asthma, Rheuma, Tumorerkrankungen oder Multiple Sklerose).

Biologika können eine Option sein, wenn topische Therapien allein nicht die gewünschte Krankheitskontrolle bewirken.1

Biologika wirken systemisch, d. h. im Inneren des Körpers, und werden als subkutane Injektion (unter die Haut gespritzt) verabreicht,2 damit sie nicht im Magen abgebaut werden, sondern gleich das Immunsystem erreichen können. Wenn Sie ein Biologikum bekommen, erhalten Sie von Ihrem Arzt Unterstützung und Training für die Injektion des Medikaments, um diese auch zu Hause durchführen zu können.

  • Biologika wirken gezielt gegen die Entzündungsprozesse, die den Neurodermitis-Symptomen zugrunde liegen, und helfen auf diesem Weg, den Juckreiz zu lindern und das Hautbild zu verbessern.1
  • Biologika können entweder allein oder in Kombination mit einer topischen Therapien eingesetzt werden, um zur Kontrolle der Neurodermitis beizutragen.1
  • Aufgrund der spezifischen Wirkweise der Biologika kann das Risiko von Nebenwirkungen gesenkt werden. Dennoch können die verschiedenen Biologika unterschiedliche Nebenwirkungen, wie z. B. Reaktionen an der Einstichstelle, erkältungsähnliche Beschwerden, Kopfschmerzen oder Bindehautentzündung, haben.2 Besprechen Sie mit Ihrem Dermatologen, welche Nebenwirkungen bei welchem Medikament auftreten können.

Quellen:

  1. Wollenberg A et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2018; 32:850–878
  2. Boguniewicz M et al. Ann Allergy Asthma Immunol 2018; 120(1):10–22

Jak Hemmer

Januskinase (JAK)-Hemmer bremsen die Aktivität sogenannter Januskinasen. Dabei handelt es sich um Eiweißstoffe (Enzyme) im Immunsystem, die u. a. an Entzündungsprozessen beteiligt sind.1-3

JAK-Hemmer können verschrieben werden, wenn sich mit topischen Therapien allein die Neurodermitis nicht gut genug unter Kontrolle bringen lässt.2,3

Es gibt sie sowohl zum Einnehmen (oral), aber auch zum Auftragen (topisch) werden sie entwickelt.1-3

  • Die Wirkung von JAK-Hemmern beruht darauf, die Aktivität von Proteinen im Immunsystem zu vermindern und dadurch Neurodermitis-Symptome wie Juckreiz und Hautschädigungen zu lindern.1-3
  • JAK-Hemmer können entweder allein oder in Kombination mit topischen Therapien eingesetzt werden, um zur Kontrolle der Neurodermitis beizutragen.2,3
  • Es gibt verschiedene JAK-Hemmer, die unterschiedliche Nebenwirkungen haben können. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Nebenwirkungen bei welchem Medikament auftreten können.
  • Zu den häufigsten Nebenwirkungen von JAK-Hemmern bei Neurodermitis zählen ein erhöhter „schlechter“ Cholesterinspiegel, Infektionen, Infekte der oberen Atemwege und Kopfschmerzen.2,3
  • Vor und während der Anwendung von JAK-Hemmern müssen möglicherweise Voruntersuchungen und Laborkontrollen durchgeführt werden, um zu überwachen, wie die Behandlung wirkt, und um sicherzustellen, dass sie keine Probleme verursacht.

Quellen:

  1. Rodrigues MA and Torres T. Eur Ann Allergy Clin Immunol 2020; 52:45–48
  2. Mein Allergie-Portal. JAK-Inhibitoren. Abrufbar unter: mein-allergie-portal.com/allergie-wiki/3197-jak-inhibitoren.html (Abgerufen im Oktober 2021)
  3. Gesundheitsstadt Berlin GmbH. Zwei neue Behandlungsansätze bei schwerer Neurodermitis. Abrufbar unter: gesundheitsstadt-berlin.de/zwei-neue-behandlungsansaetze-bei-schwererneurodermitis-15465/ (Abgerufen im Oktober 2021)

Immunsuppressiva

Immunsuppressiva sind Medikamente, die die Aktivität des Immunsystems umfassend hemmen oder ausschalten und damit auch die mit der Neurodermitis verbundenen Entzündungsprozesse reduzieren.1

Wenn topische Therapien allein Ihre Neurodermitis-Symptome nicht unter Kontrolle bringen und die Beschwerden Ihre Lebensqualität stark beeinträchtigen, wird Ihr Arzt möglicherweise mit Ihnen über den Einsatz von Immunsuppressiva sprechen. Immunsuppressiva wirken, indem sie die Aktivität des Immunsystems unterdrücken und damit auch die mit der Neurodermitis verbundenen Entzündungsprozesse hemmen.1

Immunsuppressiva zur Behandlung von Neurodermitis sind meist orale Medikamente (zum Einnehmen).1,2 Sie werden in der Regel nur für kurze Zeit eingesetzt, bevor längerfristig auf andere Medikamente umgestellt wird.1

Immunsuppressiva können wirksam den Juckreiz lindern und die Haut heilen lassen. Der Dermatologe wird  jedoch dazu raten auf eine andere Therapie umzusteigen.1

Es gibt viele verschiedene systemische Immunsuppressiva, die jeweils ihr eigenes Anwendungsschema und Nebenwirkungsprofil haben.1,3 Der Dermatologe wird dabei helfen zu entscheiden, ob ein solches Medikament das Richtige für ist.

Auch Glukokortikoide zum Einnehmen sind eine Art von Immunsuppressiva. Sie werden in der Regel nur kurzzeitig (für wenige Wochen) eingesetzt, um einen Neurodermitis-Schub unter Kontrolle zu bringen, da eine längerfristige Anwendung das Risiko für Nebenwirkungen erhöhen kann.1

Vorsorgeuntersuchungen und Kontrollen beim  Dermatologen können erforderlich sein, um zu überwachen, wie die Behandlung wirkt, und um sicherzustellen, dass sie keine Probleme verursacht.1,3

 

Quellen:

  1. National Eczema Association. Precription oral. 2020. Abrufbar unter: nationaleczema.org/eczema/treatment/immunosuppressants/ (Abgerufen im Mai 2021)
  2. Gesundheitsstadt Berlin GmbH. Zwei neue Behandlungsansätze bei schwerer Neurodermitis. Abrufbar unter: gesundheitsstadt-berlin.de/zwei-neue-behandlungsansaetze-bei-schwererneurodermitis-15465/ (Abgerufen im Oktober 2021)
  3. Wollenberg A et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2018; 32:850–878

Begleitende Phototherapie

Bei der Phototherapie wird ultraviolettes mit UV-A- und UV-B-Licht verschiedener Wellenlängen eingesetzt, um den Juckreiz und die Entzündung zu verringern, die mit Neurodermitis einhergehen.1

Eine Phototherapie (Lichttherapie) kann eine sinnvolle Option für Menschen mit langwierigen Hautkrankheiten sein, bei denen die betroffenen Hautstellen verdickt sind und jucken.1 Die Haut wird hier mit künstlichem UV-Licht bestrahlt; dies muss von einer medizinischen Fachkraft durchgeführt werden.1,2 Eine Spezialform der Phototherapie ist die Balneophototherapie. Hierbei werden Wannenbäder mit verschiedenen Zusätzen und eine UV-Lichttherapie kombiniert.

  • Die Phototherapie setzt verschiedene photobiologische Prozesse in der Haut in Gang und beeinflusst dadurch Haut und Immunzellen. Sie hat eine entzündungshemmende und immunsuppressive bzw. immunmodulierende Wirkung und ist deshalb eine sinnvolle Maßnahme für manche Menschen mit Neurodermitis.1
  • Eine Phototherapie kann zusammen mit anderen Behandlungsmaßnahmen verordnet werden, wie z. B. topischen Glukokortikoiden oder entsprechenden Salben.1
  • Wie groß der Nutzen der Behandlung ist, ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Bei manchen kann sie die Neurodermitis-Symptome verbessern und mögliche Infektionen der Haut reduzieren.1
  • Eine Phototherapie wird meist regelmäßig zur Behandlung von chronischem Juckreiz und Hautverhärtungen angewendet, nicht nur punktuell zur Behandlung von Schüben.1
  • Für die Behandlungssitzungen müssen Sie gegebenenfalls regelmäßig einen Arzt oder eine Klinik besuchen, die diese Therapieform anbietet. Die Dauer der Behandlung ist je nach Einzelfall unterschiedlich.1
  • Diese Behandlung wird Ihnen nicht verordnet, wenn Ihr Zustand sich in natürlichem Sonnenlicht zu verschlechtern scheint. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Sonnenbrand und Schmerzempfindlichkeit der Haut.1,2
  • Alle UV-Behandlungen bergen jedoch theoretisch ein langfristiges Risiko für die Entwicklung von Hautalterung und Hautkrebs.1

Quellen:

  1. Wollenberg A et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2018; 32:657–682
  2. National Eczema Association. Prescription phototherapy. Abrufbar unter: nationaleczema.org/eczema/treatment/phototherapy/ (Abgerufen im Mai 2021)

Tipps für den Alltag

Erfahren Sie hier, was sie selbst tun können, um die Schutzfunktion Ihrer Haut zu stärken. 

  • Achten Sie beim Kauf von Pflegeprodukten auf die Inhaltsstoffe – am besten seifenfreie und pH-neutrale Mittel ohne Parfüm verwenden.
  • Duschen Sie lieber, anstatt sich lange in ein heißes Bad zu legen. Tupfen Sie sich danach trocken – nicht reiben.
  • Bei heftigem Juckreiz können kühle Umschläge Linderung verschaffen.
  • Am wohlsten fühlt sich die empfindliche Haut in lockerer Baumwoll- oder Seidenkleidung. Vermeiden sie enge, raue und synthetische Kleidung.
  • Neue Kleidungsstücke vor dem Tragen unbedingt waschen und alle Etiketten entfernen.
  • Schweiß kann die Haut reizen und Juckreiz hervorrufen. Deshalb für den Sport atmungsaktive Kleidung verwenden.
  • Sorgen Sie zuhause und bei der Arbeit für kühle und gut gelüftete Räume.
  • Verzichten Sie auf Haustiere in der Wohnung.
  • Achten Sie bei der Berufswahl darauf, Tätigkeiten mit ständigem Tier-, Pflanzen oder Wasserkontakt zu vermeiden.

Lernen, mit Neurodermitis umzugehen

Neurodermitis kann sich von Person zu Person stark unterscheiden. Das Spektrum reicht von milden, symptomarmen Ausprägungen bis hin zu schweren Verlaufsformen. Je besser Sie Ihre Neurodermitis kennen, desto leichter fällt Ihnen der Umgang damit.

Neurodermitis – verstehen und akzeptieren

Neurodermitis ist eine chronische Erkrankung. Das heißt, sie ist nie ganz geheilt. Aber man kann lernen, damit umzugehen. Der wichtigste Schritt dabei ist die richtige und frühzeitige Diagnose: Erst dann können Sie sich damit auseinandersetzen und die Krankheit als einen Teil von Ihnen akzeptieren. Nur wer über die Erkrankung, deren Entstehung und Behandlungsmöglichkeiten Bescheid weiß, kann Ängste und Unsicherheiten aus dem Weg räumen. Dies führt zu einem selbstbewussten und situationsangepassten Umgang mit sich selbst und mit Außenstehenden.

Wissenswerte weiterführende Informationen:

www.meinehautgesundheit.at

www.hautinfo.at

Allein aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde auf die gleichzeitige Verwendung geschlechtsspezifischer Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten aber selbstverständlich für alle Geschlechter.