Was ist Eosinophile Ösophagitis?
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Was ist eine Eosinophile Ösophagitis?
Unter der eosinophilen Ösophagitis (EoE) versteht man eine anhaltende, allergieartige Entzündung der Speiseröhre, die in der Regel mit Schluckbeschwerden einhergeht. Betroffene passen ihre Nahrungsaufnahme an (z.B. Verzicht auf trockene oder faserige Nahrung) und müssen oft mit einer schlechteren Lebensqualität und einem höheren Risiko für Depressionen und Angst fertig werden.
Die EoE ist eine fortschreitende Krankheit, der eine Typ-2-Entzündung zugrunde liegt. Die anhaltende Entzündung führt zu strukturellen Veränderungen der Speiseröhre sowie Gewebeverhärtungen (Fibrose).
Was ist eine (Typ-2-)Entzündung?
Im Normalfall ist eine Entzündung eine natürliche Reaktion des Immunsystems, um Fremdkörper (z.B. eingedrungene Bakterien) zu identifizieren und unschädlich zu machen.
Eine Entzündung ist ein komplexer Vorgang, an dem viele Zellen des Immunsystems sowie andere Körperzellen beteiligt sind. Damit die unterschiedlichen Zellen ihre Arbeit verrichten können, müssen sie in engem Kontakt zueinanderstehen. Diese Kommunikation findet mit Hilfe von verschiedenen Botenstoffen statt.
Eine Typ-2-Entzündung ist durch das Vorhandensein von gewissen Entzündungszellen und den entzündungsfördernden Typ-2-Botenstoffen charakterisiert. Zu den Typ-2-Botenstoffen zählen beispielsweise Interleukin-4 (IL-4), Interleukin-13 (IL-13) und Interleukin-5 (IL-5). Rezeptoren für IL-4, IL-13 und IL-5 befinden sich auf vielen Zellen, die am Entzündungsgeschehen in der Schleimhaut beteiligt sind. Docken diese Botenstoffe an ihre Rezeptoren an, leiten sie unterschiedliche Entzündungsreaktionen ein.
Typische Symptome
Die EoE kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein, dennoch lassen sich einige Leitsymptome erkennen:
- Schluckstörung (Dysphagie)
- Steckenbleiben der Nahrung (Bolus)
- Schmerzen hinter dem Brustbein
- Sodbrennen
- Wiederhochkommen von Nahrung
Risikofaktoren von Eosinophiler Ösophagitis
Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen ist das EoE-Risiko beim männlichen Geschlecht höher. Die genaue Ursache hierfür ist nicht bekannt, die Anzahl der Diagnosen steigt in den letzten Jahren. Verschiedene Gene sind mit der EoE assoziiert und es sind häufig mehrere Familienmitglieder betroffen. Aber auch Nahrungsmittel- und Umweltallergene spielen meist eine beachtliche Rolle.
Begleiterkrankungen
Die EoE ist mit einer Neigung zu verstärkten allergischen Reaktionen (Atopie) assoziiert. Daher haben EoE Patienten häufig weitere atopische Erkrankungen wie:
Eine Atopie bedeutet jedoch nicht zwingend eine Prädisposition für die EoE!
Diagnose von Eosinophiler Ösophagitis
Für die Diagnose kommen drei Untersuchungsmethoden zum Einsatz:
- Klinischer Befund: Zunächst werden in einem ausführlichen Gespräch die beschriebenen Symptome bewertet
- Endoskopischer Befund: Mithilfe einer Spiegelung der Speiseröhre (Endoskopie) werden Veränderungen in der Speiseröhre festgestellt, wie z. B. Furchen, Ringe, weißliche Absonderungen, Schwellungen oder Verengungen. Auch trotz fehlender sichtbarer Veränderungen der Speiseröhre kann eine EoE vorliegen. Daher sollte eine Gewebeprobe entnommen werden.
- Histologischer Befund: Während der endoskopischen Untersuchung wird eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen. Das Gewebe der Speiseröhre wird mikroskopisch auf das Vorhandensein von eosinophilen Granulozyten untersucht. Überschreitet die Anzahl dieser Zellen einen bestimmten Grenzwert, ist das ein wichtiger Hinweis auf eine EoE.
Eosinophile Granulozyten sind spezialisierte Zellen im Blut. Sie kommen im Gewebe einer gesunden Speiseröhre nicht vor. Daher sind sie für die Diagnose der EoE ein wichtiges Kriterium.
Therapien für die Eosinophilen Ösophagitis:
Zwar wird die Eosinophile Ösophagitis seit einigen Jahren intensiver erforscht, dennoch ist die Erkrankung bis heute nicht heilbar. Durch spezielle Diäten können die Beschwerden und Entzündungen zurückgehen, jedoch bedeuten sie dauerhafte Einschränkungen im Speiseplan. Auch Medikamente können die Beschwerden bei einer EoE lindern und Folgeschäden vorbeugen.
Bei einer sogenannten Auslassdiät oder Eliminationsdiät sollen die Nahrungsmittel vom Speiseplan genommen werden, die am häufigsten mit Nahrungsmittelallergien in Verbindung gebracht werden. Lebensmittel, die bei manchen Menschen die EoE-Symptome verschlechtern, können so identifiziert werden.
Vorgehen:
Betroffene verzichten eine Zeit lang auf bestimmte Lebensmittel und beobachten, ob sich ihre Beschwerden bessern oder ganz ausbleiben. Klingen die Symptome ab, werden einzelne Lebensmittel anschließend wieder kontrolliert zugeführt.
Wenn sich die Symptome dann wieder verschlimmern, ist ein Lebensmittelauslöser identifiziert und wird dauerhaft vom Speiseplan gestrichen. Eier, Nüsse, Milch, Weizen, Soja, Fisch und Meeresfrüchte stehen häufig in Verdacht, die eosinophile Entzündung in der Speiseröhre zu verschlimmern.
Ziel:
Betroffene sollen sich trotz Einschränkungen auf lange Sicht möglichst vielfältig ernähren können und wirklich nur das vermeiden, was nötig ist.
Um eine ausgewogene Ernährung zu ermöglichen, kann bei einer Eliminationsdiät die Begleitung durch eine Ernährungsberatung sinnvoll sein.
Glukokortikoide (umgangssprachlich Kortison) können Entzündungen wirksam eindämmen. Bei einer EoE können lokal wirksame Glukokortikoide als Schmelztablette eingesetzt werden.
Protonenpumpenhemmer (PPI) hemmen die Produktion von Magensäure und werden meist zur Behandlung von Sodbrennen und Magengeschwüren eingesetzt. Für die Eosinophile Ösophagitis haben hochdosierte PPIs ihre Berechtigung aufgrund eines entzündungshemmenden Effekts, welcher zu Symptomlinderung verhelfen kann.
Biologika sind Medikamente, die biotechnologisch hergestellt werden. Zu dieser Wirkstoffgruppe zählen beispielsweise monoklonale Antikörper. Durch die Therapie mit Biologika kann spezifisch in Prozesse im Körper eingegriffen und so eine zielgerichtete Therapie ermöglicht werden.
Die Dilatation wird nur bei fortgeschrittenen Verengungen der Speiseröhre durchgeführt. Engstellen der Speiseröhre können im Rahmen einer Spiegelung mechanisch wieder geweitet werden, was zur akuten Linderung von Symptomen führen kann.
Die Entzündung der Speiseröhre wird bei diesem Ansatz jedoch nicht behandelt. Direkt nach diesem Eingriff können Schmerzen auftreten, die normalerweise nach wenigen Tagen abklingen.
Aktuell kann keine Heilung erzielt werden. Mit der richtigen Behandlung lassen sich jedoch die Symptome reduzieren und dadurch die Lebensqualität verbessern!
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