Pathophysiologie und Ätiologie der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)
Die Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) ist eine chronische Erkrankung, die zu einer Aktivierung des klassischen Komplementwegs führt. Kälteautoantikörper (Kälteagglutinine) sind typischerweise Antikörper des Immunglobulin-M(IgM-)Typs. Sie binden bei Temperaturen ≤ 37 °C an die I-Antigene auf der Oberfläche roter Blutzellen (Erythrozyten), wodurch es zur Agglutination der Erythrozyten kommt. Dies geschieht bevorzugt in kälteren Körperregionen wie den Akren und vor allem bei kühleren Umgebungstemperaturen in Abhängigkeit von der Thermalamplitude des IgM-Antikörpers1. Abzugrenzen davon sind die Kryoglobuline. Hierbei handelt es sich meist um Antikörper der Klasse IgM, die bei Temperaturen unter 37 °C aneinanderbinden, ausfallen und sich bei Erwärmung wieder auflösen4.
Die gebundenen Kälteantikörper aktivieren über den C1-Komplex die Komplementkaskade des klassischen Komplementweges (im Gegensatz zum Lektinweg und dem alternativen Komplementweg, die ebenfalls Teil des Komplementsystems sind)1,2. Die C1-Esterase aktiviert den Komplementweg über C4 und C2, was zur Bildung der C3-Konvertase führt, die C3 in C3a und C3b spaltet, wie in der Abbildung dargestellt. Im Verlauf kommt es so zur Ablagerung des C3b-Fragments auf den Erythrozyten, welche nun für eine extravasale Phagozytose in der Leber markiert sind. Durch die Aktivierung der terminalen Komplementkaskade über den Komplementfaktor C5 kann es auch in geringem Maße zu einer intravasalen Hämolyse kommen1,5.
Die (primäre) Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) ist eine eigenständige lymphoproliferative Erkrankung, die zur Produktion von typischerweise monoklonalen Kälteantikörpern führt (siehe Abbildung)6. |
Die IgM - Kälteantikörper-vermittelte Agglutination der Erythrozyten ist reversibel. Darum ist es möglich, dass kälteinduzierte Krankheitssymptome nur vorübergehend auftreten und bei wärmeren Temperaturen wieder verschwinden. Die betroffenen Erythrozyten werden aber weiter abgebaut. Daher sind hämolytische Symptome der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) oft chronisch und nicht reversibel1.
- Jäger U, et al. Blood Rev. 2020;41:100648.
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