Typ-1-Diabetes: Symptome und Komplikationen

Weltweit sind mehr als acht Millionen Menschen von Typ-1-Diabetes betroffen, wobei 1,5 Millionen Fälle auf Patient:innen unter 20 Jahren entfallen.1 Diese progressive Autoimmunerkrankung, die sich in jedem Lebensalter manifestieren kann, zeigt erste klinisch relevante Symptome bereits im Kindes- oder Jugendalter.2 Tatsächlich ist Typ-1-Diabetes die häufigste Autoimmunerkrankung in dieser Altersgruppe.3
Außerdem haben Erwachsene, die schon im Kindes- oder Jugendalter an Typ-1-Diabetes erkrankten, ein erhöhtes Risiko, schwere Komplikationen, wie zum Beispiel eine koronare Herzerkrankungen oder einen akuten Herzinfarkt, zu erleiden. Frauen tragen dabei ein höheres Risiko im Vergleich zu Männern. Um diese und andere schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden, ist es notwendig, Symptome der Typ-1-Diabetes und Komplikationen möglichst früh zu erkennen.4,5
Typ-1-Diabetes Symptome
Typ-1-Diabetes kann mit einer breitgefächerten Symptomatik einhergehen, die sich von Patient:in zu Patient:in stark unterscheiden kann. Häufig ist Typ-1-Diabetes von raschen, innerhalb weniger Wochen einsetzenden und sich innerhalb kurzer Zeit verschlimmernden Symptomen gekennzeichnet.6
Erste Anzeichen bei Typ-1-Diabetes
Die ersten Symptome, die bei Typ-1-Diabetes auftreten, sind in der Regel vermehrter Durst, häufiges Wasserlassen, Müdigkeit, Reizbarkeit und verschwommenes Sehen – typische Symptome einer Diabetes-induzierten Hyperglykämie.2 Diese Symptome können in unterschiedlicher Ausprägung und auch erst im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung auftreten. Dies liegt daran, dass Typ-1-Diabetes in drei Phasen verläuft – von den präsymptomatischen Stadien 1 und 2 bis zur klinischen Manifestation (Stadium 3).7

Mehr hierzu können Sie auf unserer Seite die Stadien des Typ-1-Diabetes lesen.
Fortgeschrittene Typ-1-Diabetes Symptome und Warnzeichen
Infolge des Insulinmangels kommt es zu einer verringerten Aufnahme von Glukose durch die Körperzellen. Dies hat eine unzureichende Energieversorgung der Zellen zur Folge, die im Verlauf der Krankheit zu Muskelschwäche und ungewolltem Gewichtsverlust führen kann.8
Trotz dieser auf den ersten Blick eindeutigen Symptome kann eine Typ-1-Diabetes-Diagnose kompliziert sein, da andere Erkrankungen zu einer ähnlichen Symptomatik führen können.
Komplikationen bei Typ-1-Diabetes
Typ-1-Diabetes kann sich in akuten Stoffwechselstörungen, beispielsweise einer Hyperglykämie oder einer diabetischen Ketoazidose, manifestieren. Bei der klinischen Diagnose von Typ-1-Diabetes entwickeln etwa 20–30 % der Patient:innen solch schwerwiegende, akute Typ-1-Diabetes Komplikationen. Auch eine langfristige Erhöhung des HbA1c-Wertes steigert das Risiko für Folgeerkrankungen exponentiell.2
Diabetische Ketoazidose bei Manifestation von Typ-1-Diabetes
Im Verlauf eines Typ-1-Diabetes kommt es durch die verminderte Glukoseaufnahme seitens der Körperzellen zu einer Anreicherung von Glukose im Blut. Dies führt schließlich zu einer pathologischen Überzuckerung des Blutes.13
Gleichzeitig werden vermehrt gegenregulatorische Hormone freigesetzt, die wiederum die Umwandlung von Fettsäuren in Ketone und anschließend deren Freisetzen fördern. Insulin hemmt die Freisetzung von Ketonen und spielt somit eine wichtige Rolle in der Regulation des Ketonspiegels im Blut. Der Typ-1-Diabetes abhängige Insulinmangel verursacht allerdings eine ungehemmte Freisetzung von Ketonen. Dies führt zunächst zu einer Hyperglykämie, kann sich aber bis zu einer lebensbedrohlichen diabetischen Ketoazidose (DKA) verschlimmern.14
Eine Hyperglykämie ist von spezifischen Symptomen begleitet. So können zum Beispiel Müdigkeit, Bauchschmerzen und Durchfall bei Typ-1-Diabetes auftreten, aber auch Erbrechen, Übelkeit, vertiefte zwanghafte Atmung, sowie übelriechender Urin und Atem. Unbehandelt kann sich der Zustand der Patient:innen verschlechtern und zu Bewusstseinstrübung und -verlust führen. In schweren Fällen kann es zu einer lebensbedrohlichen DKA kommen, die unter Umständen eine intensivmedizinische Betreuung benötigt14 und zu Hirnschäden führen kann.15–17 Eine DKA ist zudem ein Risikofaktor für das Wiederauftreten einer DKA bei Kindern mit Typ-1-Diabetes.18
Weitere Faktoren, die das Risiko einer DKA erhöhen, finden Sie hier9:
Risikofaktoren, die eine DKA bei Erstmanifestation begünstigen |
Diabetesmanifestation vor dem Erreichen des 2. Lebensjahres |
Weibliches Geschlecht |
Späte Typ-1-Diabetes Diagnose |
Niedriger sozialer Status |
Für die akute Notfallbehandlung hat die Österreichische Diabetes Gesellschaft umfassende, evidenzbasierte Protokolle erstellt, die Sie hier finden.19
Typ-1-Diabetes Symptome und Komplikationen früh erkennen und behandeln
In den frühen Phasen von Typ-1-Diabetes zeigen sich zwar noch keine Symptome, doch die Autoimmunerkrankung kann bereits in diesem Stadium erkannt werden. Um bestmögliche Behandlungserfolge zu erzielen, ist eine frühzeitige Erkennung entscheidend. So spielen Antikörper gegen die Inselzellen des Pankreas bei der Entwicklung von Typ-1-Diabetes eine entscheidende Rolle und könnten deshalb auch in der Früherkennung genutzt werden.20
Mehr hierzu können Sie auf unserer Seite über Früherkennung lesen.
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