Häufig übersehen: Morbus Fabry

Morbus Fabry ist eine seltene Stoffwechselstörung aus der Gruppe der lysosomalen Speichererkrankungen, die auf einem genetisch bedingten Mangel eines Enzyms beruht und z.B. mittels Substitution dieses Enzyms therapierbar ist. (Germain DP 2010) Die Fabry Erkrankung tritt mit einer Häufigkeit von ca. 1:20.000 bei Frauen und 1:40.000 bei Männern auf. Doch sind zu einer genauen Epidemiologie noch weitere Untersuchungen nötig, denn es wird eine hohe Dunkelziffer vermutet. (Germain DP 2010; Desnick RJ 2001) Trotz des X-chromosomalen Erbgangs sind Frauen nicht nur Träger der Erkrankung. Sie können auch selbst an Morbus Fabry erkranken, wenn auch in der Regel weniger schwer. (Germain DP 2010) Weitere Bezeichnungen für Morbus Fabry (ICD-10: E75.2) sind Anderson Fabry Syndrom oder Morbus Fabry Syndrom. 1898 beschrieben erstmals der Deutsche Johannes Fabry und der Engländer William Anderson unabhängig voneinander einen Patienten mit Angiokeratomen, die durch eine bis dahin unbekannte Krankheit hervorgerufen wurden.     

Enzymmangel ist Ursache für Morbus Fabry

Verursacht wird Morbus Fabry durch einen genetisch bedingten Mangel des lysosomalen Enzyms alpha Galaktosidase A (αGalA). Lysosomale Enzyme sorgen für den Abbau von Stoffwechselprodukten im Lysosom. Die alpha Galaktosidase A ist für den Abbau von speziellen Sphingolipiden, den Glykosphingolipiden, verantwortlich. Bei Patient*innen mit Morbus Fabry akkumulieren die Glykosphingolipide, insbesondere das Globotriaosylceramid (Lyso GL-3, auch Gb3 genannt), zunehmend im vaskulären Endothel, in der Niere, im Herzen, im peripheren Nervensystem und anderen Geweben. Mit dem Fortschreiten der Krankheit Morbus Fabry geht eine deutlich verkürzte Lebenserwartung einher. (Germain DP 2010) Bei Männern liegt sie im Durchschnitt zwischen 41 und 50 Jahren, bei Frauen zwischen 50 und 70 Jahren. (MacDermont 2001 females, MacDermont 2001 males).  

Unterschiedliche Krankheitsverlaufe

Eine Prognose für den Krankheitsverlauf ist schwer zu geben. Zahlreiche Mutationen des Gens für αGalA sorgen dafür, dass das Enzym vollständig fehlt oder aber vermindert aktiv ist. Hierdurch kann die Erkrankung Morbus Fabry unterschiedlich stark ausgeprägt sein. (Germain DP 2010; Migeon BR 2008) Bei Frauen, die zwei X Geschlechtschromosomen haben, wird zufallsmäßig während der Embryonalentwicklung ein X-Chromosom ganz oder weitgehend stillgelegt. Je nachdem welches Gewebe von einem defekten αGalA-Gen betroffen ist, verläuft die Erkrankung unterschiedlich schwer. 

Diagnose von Morbus Fabry

Die Sicherung der Diagnose von Morbus Fabry erfolgt über den Nachweis einer verminderten Enzymaktivität im Blut. Dies kann mittels eines einfach anzuwendenden Trockenbluttests erfolgen. Vor allem bei Frauen ist auch eine molekulargenetische Diagnostik notwendig, die mit derselben Trockenblutkarte erfolgen kann.

    Germain DP Fabry disease, Orphanet Journal of Rare Diseases 2010;5:30; www.ojrd.com/content/5/1/30.

    Desnick RJ et al. α-Galactosidase A deficiency: Fabry disease. In: C. R. Scriver, A. L. Beaudet, W. S. Sly, D. Valle (Hrsg.): The metabolic and molecular basis of inherited disease. 8. Ausgabe, Verlag McGraw-Hill, 2001,S.3733–3774.

    Migeon BR X inactivation, female mosaicism, and sex differences in renal diseases. In: JASN. Band 19, Nummer 11, November 2008,S.2052–2059.

    MacDermot KD et al.. Anderson-Fabry disease: clinical manifestations and impact of disease in a cohort of 60 obligate carrier females. J Med Genet. 2001;38:769-775.

    MacDermot KD et al. Anderson-Fabry disease: clinical manifestations and impact of disease in a cohort of 98 hemizygous males. J Med Genet. 2001;38:750-760.

    Eng CM et al. A Phase 1/2 Clinical Trial of Enzyme Replacement in Fabry Disease: Pharmacokinetic, Substrate Clearance, and Safety Studies. Am J Hum Genet. 2001;68:711-722.

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MAT-DE-2303053(V1.0) 12/2023