Überblick zum diagnostischen Vorgehen bei Morbus Fabry
Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung und der Heterogenität der Symptome vergehen bei Fabry Patient*innen durchschnittlich immer noch bis zu 20 Jahre, bis schließlich die korrekte Diagnose gestellt wird. Bis dahin wurden meist zahlreiche Fachärzt*innen konsultiert. Nicht selten haben diese zunächst Fehldiagnosen gestellt, weil sie die Symptome irrtümlicherweise anderen, häufigeren Krankheiten zugeordnet haben. Die Herausforderung für den/die Ärzt*in besteht also darin, überhaupt an die Diagnose Morbus Fabry zu denken. (Mehta A et al., 2010; Germain DP et al., 2010).
Expertenvideos zu einem Anamnesegespräch unterstützten Sie bei der Diagnosefindung Morbus Fabry.
Prof. Dr. Fabian Knebel im Gespräch mit einem Morbus Fabry-Patienten
Teil 1: Symptomatik: Brennschmerzen, Anhidrose, GI-Beschwerden (01:43 min)
Nutzen Sie das Anamnesegespräch unseres Experten Prof. Dr. Fabian Knebel für Ihren diagnostischen Alltag. In vier kurzen Teilsequenzen führen wir Sie durch ein Beispielgespräch.
Teil 2: Symptomatik: Hörminderung, Angiokeratome, körperliche Leistungsfähigkeit (01:31 min)
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Teil 3: Abklärung der Herzsymptomatik (01:47 min)
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Bestimmung des Lyso-GL-3-Plasmawertes
Durch die verminderte Aktivität der α-GAL steigt auch der Spiegel des Globotriaosylsphingosins (Lyso-GL-3 oder auch Lyso-Gb3 genannt), einer deacylierten und dadurch löslicheren Form des eigentlichen Substrats GL-3, im Plasma an. Ein hoher Wert des Laborparameters Lyso-GL-3 kann deshalb die Diagnose Morbus Fabry bestätigen. Besonders bei Frauen mit einer α-GAL-Aktivität im Bereich des Norm-Wertes kann die Bestimmung des Lyso-GL-3 den Verdacht auf Morbus Fabry erhärten. (Aerts et al, 2008)
Der Lyso-GL-3 – Spiegel im Plasma korreliert darüber hinaus mit dem Schweregrad der Erkrankung. Je höher der Plasma-Spiegel, desto wahrscheinlicher sind im Laufe der Erkrankung klinische Symptome. Lyso-GL-3 ist ein unabhängiger Risikofaktor u.a. für die linksventrikuläre Hypertrophie und für Schäden an der weißen Substanz.(Substantia alba) (Smid et al 2015)
Durch eine kausale Enzymersatztherapie kann der Lyso-GL-3 – Plasmaspiegel signifikant verringert werden. Der Parameter gilt deshalb auch als Biomarker für das Ansprechen auf die Therapie. (Nowak et al. 2018)
Sicherung der Diagnose
Die Diagnose Morbus Fabry lässt sich mittels spezieller Labordiagnostik sichern. Dafür stehen heute einfach anzuwendende Trockenbluttests zur Verfügung. Bei Männern erfolgt die M. Fabry Diagnostik über die Bestimmung der Enzymaktivität der alpha-Galaktosidase A. Da diese bei Frauen im Normbereich liegen kann, ist für die Morbus Fabry Diagnostik bei Frauen zusätzlich eine genetische Analyse nötig. Standardmäßig im Labor gemessene Blutwerte spielen keine Rolle für die Fabry Diagnostik. (Mehta A et al., 2010; Germain DP et al., 2010).
Bestimmung der Enzymaktivität bei Morbus Fabry
Für die M. Fabry Diagnostik erfolgt die Bestimmung der Aktivität der alpha-Galaktosidase A in Leukozyten. Zur Testung auf M. Fabry stehen heute einfach in den Praxisalltag zu integrierende Trockenbluttests zur Verfügung. Auf eine Trockenblutkarte wird je Feld ein Tropfen Blut aufgetropft und nach dem Trocknen zur Analyse in ein spezialisiertes Diagnostik-Labor eingesandt. Bei Männern ist eine Erkrankung an M. Fabry durch eine erniedrigte Enzymaktivität eindeutig nachgewiesen. (Mehta A et al., 2010; Germain DP et al., 2010). Bei Frauen ist aufgrund ihrer zwei X-Chromosomen eine genetische Analyse notwendig.
Morbus Fabry Test: Die Bestimmung der Enzymaktivität, die genetische Analyse sowie die Bestimmung des Biomarkers Lyso-GB-3/GL-3 können aus ein- und derselben Karte erfolgen.
Genetische Analyse bei
Morbus Fabry Diagnostik
Für die Morbus Fabry Diagnostik bei Frauen ist eine genetische Analyse erforderlich, da die Enzymaktivität der alpha-Galaktosidase A im Normbereich liegen kann, jedoch Lyso-GL-3 erhöht ist. Dieser Gentest kann aus derselben Karte mit Trockenblut erfolgen wie die Enzymdiagnostik.
Teil 4: Diagnosesicherung mittels Trockenbluttestung (00:37 min)
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Stammbaumanalysen zur Diagnosesicherung eines Morbus Fabry und um weitere betroffene Angehörige zu identifizieren
Stammbaumanalysen können den Verdacht auf Morbus Fabry erhärten. Haben Angehörige ebenfalls typische Fabry-Symptome kann dies ein Hinweis sein - vor allem bei betroffenen Frauen - ebenfalls an Morbus Fabry erkrankt zu sein. Außerdem helfen Stammbaumanalysen, weitere betroffene Angehörige zu finden. Dies hilft bei einer frühen Diagnosestellung.
Genetische Untersuchungen mit dem Ziel der Abklärung bestehender Symptome dürfen von allen Ärzt*innen durchgeführt bzw. beauftragt werden, da es sich hierbei um eine genetische Untersuchung zur Diagnosesicherung handelt. Hat der/die Ärzt*in aufgrund bestimmter Symptome bei einem/einer Patient*in einen konkreten Verdacht auf eine genetische Erkrankung, so darf sie bzw. er die Untersuchung veranlassen. Die Schwere der Symptome spielt hierbei keine Rolle.
Aerts JM et al. Elevated globotriaosylsphingosine is a hallmark of Fabry disease. Proc Natl Acad Sci USA (2008) 105: 2812-2817
Germain DP Fabry disease, Orphanet Journal of Rare Diseases 2010;5:30; www.ojrd.com/content/5/1/30.
Mehta A et al. QJM 2010; 103: 641-659
Nowak A et al., Mol Genet Metab 2018;123(2):148–153
Smid BE et al. Plasma globotriaosylsphingosine in relation to phenotypes of Fabry disease. J Med Genet (2015) 52: 262-268
Rombach SM et al. Plasma globotriaosylsphingosine: diagnostic value and relation to clinical manifestations of Fabry disease. Biochim Biophys Acta (2010) 1802:741-8
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MAT-DE-2304018(V1.0) 12/2023