Morbus Pompe ist eine autosomal rezessiv vererbbare Muskelerkrankung. Ursache sind Mutationen im Gen für die saure α-1,4-Glukosidase (GAA, auch: saure Maltase), die eine deutlich verringerte Enzymaktivität zur Folge haben. Die Genlokalisation befindet sich auf dem langen Arm des Chromosoms 17 (17q25).1,2 Bis heute wurden mehrere hundert verschiedene genetische Veränderungen identifiziert (Pompe disease GAA variant database)3.

Wenn beide Eltern Träger eines fehlerhaften Gens und damit Träger der Erkrankung, aber nicht selbst Patient*innen sind, ergeben sich bei jeder Schwangerschaft die folgenden Wahrscheinlichkeiten für eine Erkrankung des Kindes. Das Geschlecht des Kindes spielt dabei keine Rolle.2,4

  • 25 %: Das Kind ist vollständig gesund und auch nicht Träger der Erkrankung, weil es sowohl von der Mutter als auch vom Vater das jeweils gesunde Gen erbt.
  • 50 %: Das Kind ist gesund, aber Träger der Erkrankung, weil es von einem Elternteil das fehlerhafte und vom anderen das gesunde Gen erbt. Das Kind ist selbst nicht betroffen, da wegen des einen gesunden Gens ausreichend Enzym (saure α-1,4-Glukosidase) gebildet wird, dass das Glykogen in den Lysosomen abbaut.
  • 25 %: Das Kind erkrankt, weil es sowohl von der Mutter als auch vom Vater das jeweils fehlerhafte Gen erbt.2,4

Ist ein Elternteil erkrankt und der andere Träger, beträgt das Risiko einer Vererbung der Erkrankung für jedes Kind 50 %. Sind beide Elternteile erkrankt, werden alle Kinder mit 100 % Wahrscheinlichkeit erkranken.2,4

Testung der Geschwister und genetische Beratung

Wird also bei einem Kind ein Morbus Pompe diagnostiziert, ohne dass eine Morbus Pompe-Erkrankung bei den Eltern bekannt ist, empfehlen sich eine genetische Beratung sowie eine Testung möglicherweise betroffener Geschwister. Sie ermöglichen informierte Entscheidungen hinsichtlich einer potentiell notwendigen Therapie und der weiteren Familienplanung. Es sollte – ausgehend von dem Indexpatient*innen – auch die Erstellung eines Familienstammbaums angeboten werden.

Paare, die Eltern werden möchten und von denen eine(r) an Morbus Pompe erkrankt ist, können eine genetische Beratung und eine Testung des/der zweiten Partner*innen in Erwägung ziehen. So lässt sich das Risiko für eine Vererbung dieser neuromuskulären Erkrankung beurteilen. 

Pränataldiagnostik

Eine Pränataldiagnostik ist in begründeten Fällen möglich und kann anhand einer Chorionzottenbiopsie oder einer Amniozentese erfolgen. Prinzipiell kann sowohl die Enzymaktivität gemessen als auch das Gen für die saure α-1,4-Glukosidase auf Mutationen untersucht werden. Letztere Methode bietet sich vor allem an, wenn die Mutation, nach der gesucht werden soll, bei dem Elternteil bereits bekannt ist.

    1. Hirschhorn R, Reuser AJJ. McGraw Hill, 2001:3389-3420
    2. Hundsberger T et al. Schweizer Archiv für Neurologie und Psychiatrie 2010; 161: 55-59
    3. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7898817/
    4. Seyffert W. Lehrbuch der Genetik Spektrum Akademischer Verlag, 2003 ISBN: 3827410223